Interview mit Dr. med. Dipl.-Biol. Oliver Kirschberg als Kampagnengesicht von „Ihre Ärzte“
Dr. Oliver Kirschberg ist Gastroenterologe (Magen-Darm-Arzt). Zusammen mit einer Fachärztin für Allgemeinmedizin arbeitet er in einer Gemeinschaftspraxis in Köln. Im Interview spricht er darüber, wie Prinzipien – also Leit- und Richtlinien – zur Qualität für den Patienten beitragen.
Herr Dr. Kirschberg, bundesweit war ihr Plakat „Ich bin gern Prinzipienreiter. Denn gute Behandlung ist kein Zufall.“ zu sehen. Warum können Sie sich mit diesem Motto identifizieren?
Vor allem der zweite Teil ist mir als niedergelassener Gastroenterologe, der Spiegelungen des Magen-Darm-Trakts durchführt, wichtig. Bei diesen Endoskopien müssen viele Vorgaben und Standards bei der Behandlung selbst, aber auch bei den Untersuchungsgeräten eingehalten werden; das wird auch mehrfach im Jahr kontrolliert. Die Qualität steht dabei immer im Vordergrund. Um diese zu gewährleisten, besuche nicht nur ich viele Fortbildungsveranstaltungen, sondern auch meine Mitarbeiter. Wir wollen unseren Patienten die bestmögliche Behandlung zukommen lassen und das geht nur, wenn man auf dem neuesten Stand ist – sowohl technisch als auch wissenschaftlich.
Was haben die Patienten davon?
Die Einhaltung der Qualitätsstandards beginnt bereits mit den baulichen Voraussetzungen: Es muss in der Praxis einen Umkleideraum geben, in dem die Patienten sich umziehen können. Und einen Behandlungsraum, für den nach dem Bundesgesundheitsblatt bestimmte Anforderungen gelten. Im Vorhinein muss der Patient im Gespräch aufgeklärt werden. Bei der Darmspiegelung selbst muss ich als Arzt meine Erfahrung durch eine Mindestzahl an Eingriffen belegen. Das Verfahren ist qualitätsgesichert, ich muss nachweisen, dass ich zum Beispiel Polypen, die Vorstufen einer Darmkrebserkrankung sein können, ganzheitlich und komplikationsfrei abtrage.
Wie erfolgen die Kontrollen?
Wer als Arzt eine Genehmigung für die Darmspiegelung beantragt, um Patienten zu behandeln, muss eine Checkliste abarbeiten und unter anderem bauliche Voraussetzungen, Hygienevorgaben sowie fachliche Anforderungen erfüllen und Qualifikations- und Erfahrungsnachweise erbringen. Hat die Kassenärztliche Vereinigung die Genehmigung erteilt, fordert sie einmal im Jahr Dokumentationsbögen ab und kontrolliert diese. Außerdem muss die Hygiene den aktuellen Standards entsprechen. Das Institut für Mikrobiologie und Hygiene kontrolliert diese halbjährlich bei Raumbegehungen und anhand von Abstrichen an den Endoskopen.
Können Sie noch ein weiteres Beispiel für solche Qualitätsprinzipien nennen?
Auch bei Ultraschalluntersuchungen gibt es eine Qualitätssicherungsvereinbarung. Dabei geht es um apparative Voraussetzungen wie die Bildkonstanz, aber auch um eine umfassende Untersuchung. Zum Beispiel muss beim Ultraschall der Leber dokumentiert werden, dass der Arzt das Organ nicht nur an der Oberfläche, sondern in der Tiefe untersucht hat. Anhand der vorgelegten Dokumentationen wird kontrolliert, ob die Richtlinien eingehalten wurden, um im Sinne des Patienten das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Wie funktionieren die Dokumentationen?
Die Daten werden elektronisch gespeichert und die Befundung, also die Auswertung, in einer elektronischen Akte dokumentiert. Bei der Qualitätskontrolle werden diese Unterlagen dann an die Kassenärztliche Vereinigung übermittelt, wo eine Kommission die Einhaltung der Richtlinien überprüft. Die Dokumentation ist quasi eine transparente Ablage, damit alles nachvollziehbar ist. Dadurch können auch Kollegen, die an diesen Befund anknüpfen, die Behandlung fortsetzen.
Wie hängen diese Richtlinien mit Qualität zusammen?
Wer die Richt-und Leitlinien befolgt, stellt dadurch bereits einen hohen und einheitlichen Qualitätsstandard sicher. Wir haben außerdem in unserer Praxis ein zertifiziertes Qualitätsmanagement, um Abläufe einheitlich zu gestalten. Das schließt alle Bereiche der Praxis inklusive der Reinigung der Fußböden mit ein, aber auch alle medizinischen Untersuchungen und Behandlungen von der Blutabnahme über Fruktose-und Laktose-Atemtests bis hin zu den kardiologischen Untersuchungen meiner Kollegin. Zugrunde liegt ein viele Seiten umfassendes Qualitätsmanagementhandbuch. Zudem bin ich Mitglied eines Qualitätszirkels und nehme an sogenannten Tumorkonferenzen teil. Die Richtlinien stellen also die Basis für gute Qualität dar, auf die man dann patientenorientiert und individuell aufbauen kann.
Was sind Tumorkonferenzen?
Wenn ich Patienten mit einem krankhaften Befund habe, folgen im Krankenhaus weitere Untersuchungen. Tumorkonferenzen sind interdisziplinär angelegte, oft wöchentliche Runden, die zum Beispiel an einem lokalen Krankenhaus angesiedelt sind. Dort stellen wir Patientenfälle vor. Als niedergelassener Kollege tausche ich mich dann mit den anderen Disziplinen – Radiologie, Pathologie, Chirurgie – aus und wir besprechen das weitere Vorgehen. Auch neueste Erkenntnisse der Onkologen, also Krebsspezialisten, fließen mit ein. Diese Zusammenarbeit und das Ineinandergreifen der einzelnen Fachbereiche spiegeln einen hohen Qualitätsstandard im Sinne des Patienten wider.
Was tun Sie, um Qualität zu sichern und zu fördern?
Qualitätssicherung findet in großem Maß durch die gesetzlichen Kontrollen statt. Ich finde diese Maßnahmen sinnvoll, weil sie mir ein Feedback geben und zeigen, ob ich mich noch verbessern kann. Diese Rückmeldungen sind mir wichtig. Zudem besuche ich regelmäßig Fortbildungen und nehme auch an aktuellen Veranstaltungen in den europäischen Nachbarländern teil. Zusätzlich gibt es viele fachspezifische Runden und Zirkel, bei denen ich mich mit den Kollegen austausche. Dazu treiben wir das Qualitätsmanagement weiter voran, und auch unsere Mitarbeiter nehmen an vielen Fortbildungen teil, um stets einen aktuellen Wissensstand zu haben. Es ist mir sehr wichtig, am Ball zu bleiben, damit keine Lücken entstehen.
Quelle: http://www.ihre-aerzte.de/themen/qualitaet/gute-behandlung-ist-kein-zufall.html